Screenen, Isolieren und Eradizieren: Quo vadis?

Aktuelle epidemiologische Studien zeigen, dass resistente Erreger weltweit an Bedeutung gewinnen. Dies gilt insbesondere für ESBL-produzierende Gram-negative Bakterien, die weltweit die am meist verbreiteten Pathogene darstellen und somit MRSA übertreffen. Die überwiegende Mehrheit der Patienten mit multiresistenten Keimen, die derzeit in ein Krankenhaus eingeliefert werden, sind bereits mit diesen Erregern besiedelt oder infiziert, sodass deren Auftreten schon lange kein krankenhausassoziiertes Phänomen mehr darstellen. Darüber hinaus ist und bleibt die große Mehrheit der Patienten nur kolonisiert.
Daher wird das Konzept "Screening, Isolierung und Eradikation" in vielen Richtlinien zur Infektionskontrolle empfohlen. Ziel ist die Früherkennung von multiresistenten Bakterien, um deren Übertragung zu verhindern und eine Übertragung zu verhindern. Die Ergebnisse vieler Studien sind allerdings nicht eindeutig bzw. sogar widersprüchlich. In Bezug auf Screening werden viele Fragen immer noch kontrovers diskutiert: Wahl der Tupfer, Entnahmeort und Häufigkeit, benötigte Materialmenge und die anzuwendende Labortechnik. Des Weiteren ist die Qualität der Studien zur Untersuchung der Auswirkungen von Isolationsmaßnahmen sehr begrenzt und es gibt keine ausreichenden Beweise dafür, dass die oben genannten Maßnahmen „bei allen Erregern“ erfolgreich sind. Für Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) sind lange Persistenz und eine hohe Rezidivrate nach der Eradikation gut dokumentiert, und Versuche, Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) oder resistente Gram-negative Bakterien zu eliminieren, werden nicht einmal empfohlen.
Daher ist eine Alternative zu diesem erregerspezifischen "vertikalen Ansatz" mit einem Pathogen-unabhängigen "horizontalen Ansatz" dringend erforderlich, um diesem ständig wachsenden medizinischen Problem zu begegnen. Antibiotika, von denen bekannt ist, dass sie die Hauptursache und Auslöser für multiresistente Keime sind, kommen immer noch übermäßig und teilweise missbräuchlich zum Einsatz, z.B. bei verlängerter Prophylaxe bei operativen Eingriffen, bei der Behandlung einer asymptomatischen Bakteriurie oder von viralen Infektionen der oberen Atemwege. Von verschiedenen Fachgesellschaften wird daher eine begrenzte und beschränkte Verwendung von antimikrobiellen Mitteln gefordert. Studien belegen, dass sich die Prävalenz von multiresistenten Keimen durch die Einführung von ABS-Programmen deutlich reduzieren lässt.
Es ist allgemein anerkannt, dass die Einhaltung der Händehygiene die wichtigste Einzelmaßnahme zur Infektionskontrolle und wirksamen Verhinderung von Infektionsübertragung darstellt. Die Compliance ist jedoch immer noch überraschend niedrig, und es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um diese zu erhöhen. Durch saubere Hände wird nicht nur die Übertragung von multiresistenten Keimen verringert, sondern auch jene von antibiotika-sensiblen Mikroben, welche für als 95% der nosokomialen Infektionen verantwortlich sind. Weiterbildung, Überwachung am Krankenbett und neue Tools wie elektronische Wearables und WLAN-fähige Spender sind Möglichkeiten, um diesen aktuellen Mangel an Compliance zu verbessern.
In spezifischen Settings, wie z.B. auf Intensivstationen und in Knochenmarktransplantationszentren, zeigte die Durchführung von täglichen Körperwaschungen mit Antiseptika eine Reduktion der Übertragung von multiresistenten Keimen, insbesondere von jenen, die von der Körperoberfläche stammen, z.B. MRSA und VRE. Das mögliche Auftreten einer verringerten Suszeptibilität  gegenüber Antiseptika, wie Chlorhexidin, muss jedoch ebenfalls in Betracht gezogen werden. Tabelle 1 gibt einen Überblick zu den Vor- und Nachteilen gängiger Hygienemaßnahmen.

Lass-Flörl Cornelia (Zusammenfassung aus dem Review “Antibiotic stewardship and horizontal infection control are more effective than screening, isolation and eradication” Infection (2018); 46:581-590 by Lemmen SW et al). Lemmen SW et al. Antibiotic stewardship and horizontal infection control are more effective than screening, isolation and eradication. Infection (2018);46:581-590.

Hygienemaßnahmen: Vorteile und Nachteile finden Sie hier.