Candida auris – vor einem Jahr in Österreich angekommen: Harmlos oder Problempilz?
Vor genau einem Jahr wurde erstmalig in Österreich C. auris nachgewiesen. Dabei handelte es sich um einen Patienten mit einer therapieresistenten Otitis externa. In einem Ohrabstrich konnte ein Labor der AGES in Graz C. auris nachweisen. Der Patient konnte erfolgreich mit Nystatin behandelt werden. Die entsprechende Publikation dazu finden Sie unter https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/24/8/18-0495_article
Was ist nun C. auris? Viele haben von diesem Sprosspilz noch nichts gehört bzw. noch keine Berührungspunkte damit gehabt. Candida auris wurde 2009 erstmals als Erreger einer Otomykose in Japan beschrieben. Nicht einmal zehn Jahre nach der Erstbeschreibung hat sich dieser Pilz weltweit ausgebreitet und wurde seither sowohl als Erreger invasiver Infektionen als auch als Besiedler aus unterschiedlichen klinischen Materialien nachgewiesen
Fälle von C. auris-Infektionen und der Nachweis mit unklarer klinischer Relevanz wurden an einigen Orten gehäuft beobachtet, wobei in Europa bisher drei größere Ausbrüche mit diesem Sprosspilz zu verzeichnen waren: 2015/2016 in einer herzchirurgischen Einheit am Royal Brompton Hospital in London, 2016-2018 in einem Krankenhaus in Valencia, wobei die Infektion erstmalig bei einem Patienten nach Lebertransplantation auftrat. Bei einem weiteren Ausbruch, der von 2015 - 2017 in den Oxford University Hospitals beobachtet wurde, konnten mit Hilfe der Ganzgenomsequenzierung Fieberthermometer als Infektionsquelle nachgewiesen werden. Danach war es ein Leichtes den Ausbruch mit entsprechenden Hygiene-Maßnahmen zu stoppen.
Die Identifizierung dieser Candida Art ist schwierig und gelingt mit konventionellen Methoden in den meisten Fällen nur unzureichend. Insbesondere kommt es mit nicht-massenspektrometrischen Verfahren zu Fehlidentifizierungen als Candida haemulonii, Rhodotorula glutinis oder Saccharomyces cerevisiae und anderen Arten.
C. auris -Stämme, die aus Krankenhaus-Ausbrüchen stammen, zeigen häufig hohe minimale Hemmkonzentrationen (MHKs) für verschiedene Antimykotika. Über 80% der bekannten Isolate wiesen hohe MHKs für Fluconazol auf und 50% hohe MHKs für Voriconazol. Auch gegenüber Amphotericin B und Echinocandinen wurden höhere MHK- Werte beobachtet. Dies gilt in erster Linie für Stämme, die Ausbrüche verursachen, Stämme die zu oberflächlichen Infektionen führen, zeigen dieses Resistenzverhalten wesentlich seltener.
Auf Grund der bisherigen Beobachtungen, dass sich C. auris in Mustern ausbreitet, die der Übertragung von MRSA ähnlich sind und das Resistenzverhalten nicht eindeutig vorhersagbar ist, sollten vorhandene Fälle möglichst frühzeitig korrekt identifiziert werden. Dadurch sind mikrobiologische Laboratorien gefordert den Nachweis und die Identifizierung dieses Pilzes rasch zu erbringen und sollten für diese Fälle ausreichend gerüstet sein. Österreich ist bisher von einem Ausbruch mit C. auris verschont geblieben, seit dem Nachweis von C. auris in Graz ist kein weiterer Fall bekannt geworden. Trotzdem sollten auch in Österreich Kliniker, Mikrobiologen und Hygieniker gerüstet sein, um das Auftreten dieses Pilzes zu erkennen, entsprechend zu reagieren und gleichzeitig die Weiterverbreitung zu verhindern. Bei Fragen zu diesem Pilz hilft das Nationale Referenzzentrum für Hefen und Schimmelpilze an der Medizinischen Universität Wien gerne weiter.
Birgit Willinger
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das Sekretariat der ÖGHMP